Festung Waldbrand

Geschichte der Anlage

Beim Artilleriewerk Waldbrand (A1880) auf der rechten Thunersee-Seite handelt es sich um ein sogenanntes Truppenwerk. Das bedeutet, die Anlage im Gebiet Beatenberg-Sigriswil wurde nicht durch das Büro für Befestigungsbauten (BBB) geplant und realisiert, sondern durch Geniebüros der dort eingesetzten Truppe.

Die Anlage besteht eigentlich aus den zwei Artilleriewerken Waldbrand und Legi (A1880-L). Letzteres ist jedoch nicht zugänglich. Unterhalb der Strasse von Beatenberg Richtung Sigriswil ist der Haupteingang gelegen. Vom Hauptstollen, der bogenförmig dem Verlauf der Felswand folgt, gehen nach links jeweils die Zugänge zu den Geschützräumen ab. Im vorderen Teil sind fünf Geschütze, nach den Unterkünften und dem Infrastrukturteil sind nochmals drei 10,5 cm Kanonen 1935 L 42 auf Hebellafetten installiert. Zwischen der Infrastruktur und den hinteren Waffenständen ist der Zugangsstollen in die rund 90 Meter höher liegende Anlage Legi. Jede Geschützbatterie verfügt über eigene Beobachter in erhöhter Position.

Im Waldbrand sind Dieselmotoren montiert, die notfalls Strom für den Betrieb liefern sollten. Neben einer relativ kleinen Küche, in der auch für die Legi-Mannschaft gekocht wurde, sind fünf Trinkwasser-Reservoirs eingebaut. Sie fassen zusammen die riesige Menge von 500’000 Litern Trinkwasser. Ein Tagesreservoir befindet sich in halber Höhe zum Werk Legi, so konnte der notwendige Druck in den Leitungen erzeugt werden. Die Anlage ist nicht gerade in den Fels gehauen, sondern schmiegt sich an die Form der Felswand. Das heisst, dass auch der Mannschaftstrakt mit der Unterkunft für 111 Mann gebogen ist (Gesamtbestand 450 Mann). Die relativ geringe Raumhöhe erzeugt zusätzlich ein Gefühl der Enge. Im Sanitätstrakt sind Krankenbetten für 8 Offiziere und 14 Soldaten vorgesehen. Ferner ist ein Operationssaal, ein Raum mit Badewanne und eine Teeküche einbaut worden.

Dem damaligen Einsatzkonzept der Schweren Motor Kanonen-Abteilung 4 entsprechend, wurde das Felsenwerk Waldbrand ab März 1941 als Kavernenanlage für mobile Geschütze konzipiert. Daraus folgt, dass anfänglich nur ein Zufahrtsstollen mit einem gewaltigen Profil ausgebrochen wurde, damit die mobilen Geschütze mit ihren schweren Zugfahrzeugen zirkulieren konnten. Mit den Geschützständen und den Munitionskavernen waren im Juli 1942 die Bauarbeiten für einen ersten kriegsmässigen Einsatz beendet. Die ersten der vorgesehenen Hebellafetten für die 10,5 cm Kanonen waren ebenfalls bereits vorhanden (nachdem sie im Versuchsstand Hentschenried in Spiez getestet worden waren). Parallel dazu gingen die Bauarbeiten durch die Unternehmung Frutiger Söhne & Cie aus Oberhofen weiter und im Februar 1944 war die Anlage, dem damaligen festungstechnischen Standard entsprechend, schussbereit.

Im August 1947 begannen die weiteren Ausbrucharbeiten im Bereich des Kommandotraktes. Für die Festungsbesatzung von 450 Mann wurden Ess- und Schlafräume erstellt. Als Bewaffnung wurden 1948 – drei Jahre nach Kriegsende – acht 10,5 cm Kanonen 35 L42 auf den bestehenden Hebellafetten realisiert.

Mit weiteren Um- und Ausbauten in den 1960-er Jahren erhielt die Anlage den heutigen Umfang. 1986/87 wurde eine Nachrüstung im Bereich Ventilation und AC-Schutzinstallationen durchgeführt. Mit der Umsetzung der Armee 95 wurde dieses gewaltige Festungswerk desarmiert und am 31.12.1998 ausser Dienst gestellt.

Betrieben wurde die Anlage zuletzt durch die Festungsabteilung 14, die später die Nummer 24 erhielt. Zum Schluss waren Einheiten der Festungsartillerieabteilung 15 einquartiert. Die Anzahl aufeinander folgender Diensttage im Werk wurde jedoch kontinuierlich von normalerweise drei Wochen auf rund zehn Tage zurückgefahren.


Werkplan

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